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Rassismus?

Rassismus?
Bild des Benutzers Tadeloi

Hey,

bin zurück mit einem neuen Thema. :) Es gibt noch so viel über das ich gerne schreiben würde und ich denke, insbesondere da ich jetzt schon eine Weile hier bin, kann ich viele Dinge mittlerweile besser beurteilen.

Das Thema über das ich im folgenden schreiben werde ist unglaublich kontrovers. Ich verstehe absolut, wenn andere Menschen diese Dinge anders wahrnehmen, etc. Meine Meinung habe ich mir, während meiner Zeit hier, selbst gebildet und sie resultiert aus verschiedenen meiner Erfahrungen hier. So viel vorab, das hier ist kein Angriff an irgendjemanden, aber da ich angefragt wurde etwas zu diesem Thema zu sagen, werde ich hier mal so schildern was ich so erlebt habe und wie ich mir manche Geschehnisse erkläre. :)

Worüber ich heute gerne reden würde ist das Thema Rassismus und im gleichen Zuge Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Einstellungen in den USA.

Bevor ich hierher gekommen bin habe ich mich häufig gefragt, wie gebildet die Menschen (und insbesondere Schüler) in historischer Hinsicht sind (und so ganz nebenbei, ich entschuldige mich hiermit dafür, wenn mein Deutsch manchmal etwas durcheinander gerät. Obwohl ich mit Vokabeln kaum Probleme habe ist es teils schwer für mich den deutschen Satzbau vernünftig beizubehalten.. :D). Ich muss sagen, dass viele Menschen hier ein gutes Vorwissen beispielsweise zum Holocaust haben und diese Dinge ernst nehmen. Es ist allerdings auch vorgekommen, dass Menschen in meinem Umfeld Scherze zu dem Thema gemacht haben, und auch wenn diese Dinge nicht ernst gemeint waren/sind, versuche ich immer ruhig zu erklären warum dieses Thema einfach kein Grund zum Scherzen ist. Egal ob es nur Spaß ist.

Unsere Unit in Englisch zum Beispiel ist momentan der Holocaust. Davor haben wir auch über den Krieg in Syrien und Lebensverhältnisse in Afrika gesprochen. Aufklärung über Geschichte und Kulturen macht also einen Großteil der Bildung hier aus.

Meiner Meinung nach hat das sowohl gute, als auch schlechte Seiten. (Was schlechte Seiten?!?!?!*/+9//*/+*** D:<<<<<< Bissu doooof!?!?!?!?) Ja, schlechte Seiten. Durch die starke Thematisierung kultureller Unterschiede ist es schwer für viele Menschen die “Gleichheit” der Menschen zu akzeptieren. Die Rede unter Schülern ist oft von “races”. Meiner Meinung nach das absolut falsche Wort um unterschiedliche Menschen zu beschreiben. Und ich war anfangs ziemlich geschockt, dass das Wort “Rasse” hier teils so selbstverständlich genutzt wird.

Von ein absoluten MINDERHEIT, ich will dass das klar ist, werde ich Dinge gefragt wie: Wie fühlt man sich so als “Weiße”? Bist du eigentlich auch so ein verwöhntes Oberklassenkind? Wie stehst du dazu, dass dein Volk die Juden abgemetzelt hat? Hast du manchmal Schuldgefühle? Wie stehst du eigentlich zu Schwarzen? Glaubst du, dass Schwarze weniger wert sind?, etc.

Ich bin der Meinung, dass diese Fragen ziemlich krass sind. Auch, weil viele von ihnen in einem eher provokanten und ablehnendem Ton gefragt wurden. Ich versuche in solchen Situationen einfach ruhig zu bleiben und gebe möglichst sachliche und verständliche Antworten, da ich nicht der Meinung bin, dass Schweigen die Antwort sein sollte.

Nach meiner Erfahrung, und das ist ein Fakt - ich greife damit NIEMANDEN an - kommen diese Fragen in den allermeisten Fällen von Dunkelhäutigen Menschen. Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass Gleichheit hier so groß thematisiert wird, dass Unterschiede nur hervorgehoben werden können. Auch wenn das seltsam klingt. Ich habe erlebt, wie Menschen Unterschiede (zum Beispiel bezogen auf die Hautfarbe) hervorheben, nur damit sie denjenigen die sagen, dass man Menschen nicht danach beurteilen sollte, sagen können wie stolz sie auf ihre Kultur sind. Die Menschen, die versuchen den Gedanken von Gleichheit zu “verbreiten”, sind häufig diejenigen, die als sorglos und rassistisch betitelt werden.

Mal so ein kleines Beispiel aus meinem Spanischkurs. Vierte Doppelstunde, ich war müde und eigentlich habe ich nur versucht die Stunde irgendwie hinter mich zu bringen. Wie immer war der Kurs unglaublich laut, normal für Standardkurse, da alle, egal ob interessiert an dem Fach oder nicht, hier zusammengemischt sind. Ich hab mich also an meinem Platz gesetzt als das Mädchen vor mir anfängt anzuSTARREN und sich nach ca. 3 min entschließt mich anzusprechen. “Du bist das Mädel aus Deutschland, nh?”. “Ja”. “Is laut hier was, ja.., das liegt daran, dass hier so viele Schwarze drin sind, is halt mein Volk, die sind so. Manchmal regt mich das auch richtig auf. Aber ich stehe zu meinem Volk, sind ja meine Leute”.
Ich wusste nicht wirklich was ich dazu sagen sollte. “Ich glaube nicht, dass die Lautstärke hier mit den Hautfarbe der Schüler zusammenhängt.” Daraufhin hat sie sich nur umgedreht und gelacht: “Natürlich denkst DU das nich, bis ja auch weiß, DU würdest sowas NIEMALS denken”.

Ich bin an dem Tag nicht weiter darauf eingegangen, leider sind einige Menschen hier so verbissen in die Differenzierung zwischen Hautfarben, dass man nicht normal mit ihnen darüber reden kann. Rassismus andersherum. Um ehrlich zu sein habe ich damit nicht gerechnet, als ich hierher gekommen bin. Insbesondere weil Amerika ja häufig als “country of equality” dargestellt wird.

Wie ich aber auch zuvor gesagt habe, diese Fragen und Provokation kommen von einer unglaublich kleinen Minderheit und die meisten Menschen sind extrem freundlich, aufgeschlossen und neugierig. Mir werden täglich viele Fragen bezogen auf Deutschland gestellt, aber die sind selten provokativ oder unfreundlich. Toleranz ist insbesondere gegenüber geistig oder anderweitig behinderten Personen unglaublich groß. Auch Dinge wie Homosexualität werden, insbesondere von der jungen Generation, unglaublich gut akzeptiert und unterstützt. Ich habe hier positive Erfahrungen mit Offenheit gemacht, die ich so aus Deutschland beispielsweise nur bedingt kenne.

Es bleibt zu sagen, Menschen hier sagen häufig was sie denken. Das kann zu Missverständnissen führen, aber häufig hilft es ganz einfach, Probleme erst gar nicht auftreten zu lassen. Die Schüler hier unterstützen sich und häufig, wenn Ausnahmefälle extrem unhöflich gegenüber mir waren, haben Menschen (die ich teils nicht einmal kannte) mich unterstützt und verteidigt.

Soviel zu einem etwas ernsterem Thema,

ich hoffe ihr hattet trotzdem Spaß beim Lesen.

Ciaooo,
Caro <3